Immer noch werden Menschen wegen einer Behinderung oder psychischen Erkrankung diskriminiert. Auch die Herkunft, das Geschlecht und vieles mehr können zu Benachteiligungen führen.
Im Leitbild von Regens Wagner ist verankert, dass wir wachsam gegenüber sich verändernden Wertvorstellungen sein und für das uneingeschränkte Lebensrecht von Menschen mit Behinderung eintreten wollen. Um dafür einstehen zu können ist ein verantwortungsvolles Bewusstsein über die Geschichte des NS-Regimes notwendig.
Das Projekt Erinnerungs-Orte wollte von Anfang an einen Raum für eine vielfältige und individuelle Auseinandersetzung eröffnen. Durch unterschiedliche Zugänge und Begegnungsmöglichkeiten sollen Menschen die Möglichkeit bekommen, sich dem Thema anzunähern und sich mit der Geschichte zu befassen.
Dabei war uns als Arbeitskreis immer wichtig, dass es nicht bei einer historischen Aufarbeitung bleibt, sondern dass es Möglichkeiten geben muss, sich im Hier und Heute der Thematik zu stellen. Die Bezüge zur Gegenwart sind erschreckend aktuell. Die derzeitige Debatte um Sterbehilfe, die immer weiter voranschreitende Pränataldiagnostik, die Verhandlungen um das Bundesteilhabe-gesetz oder der Begriff der Inklusion: immer wieder sind wir bei diesen und anderen Themen aufgefordert, Position zu beziehen und für unsere Überzeugungen einzustehen.
Im Laufe des Projekts sind verschiedene Erinnerungs-Orte und Begegnungsräume entstanden. Auf dem Gelände von Regens Wagner Michelfeld befinden sich insgesamt 10 Erinnerungs-Stationen, die in leichter Sprache einen barrierefreien Zugang zur Geschichte der Einrichtung im sogenannten 3. Reich schaffen wollen.
Diese Stationen gibt es auch in einer mobilen Variante als Rollbanner. Mit diesen kann die Erinnerung auch an andere Orte kommen: in Schulen, Rathäuser oder andere Einrichtungen. So können die Erinnerungs-Orte in öffentliche Räume gelangen und zu einer Irritation führen. Wir wünschen uns auf diese Weise Menschen mit dem Thema in Berührung zu bringen und eine Auseinandersetzung darüber anzuregen.
Die Erinnerungs-Orte sind auf den Internetseiten und in Form dieser Handreichung nachzu-lesen. Zudem ist ein Buch in Arbeit, welches die Inhalte noch einmal ausführlich und anhand von Originaldokumenten vorstellt.
Neben diesen verschiedenen Dokumentations- und Informationsmöglichkeiten ist uns vor allem eine individuelle Auseinandersetzung in Form von pädagogischen Angeboten wichtig. Bereits während der Projektphase entstand in Anlehnung an ein Konzept der Barmherzigen Brüder Straubing ein inklusiver Seminar-tag. Dieses Seminar, das inzwischen mehrfach durchgeführt wurde, bietet Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit, sich dem Thema gemeinsam zu nähern. Neben Informationen über die NS-„Euthanasie“ beschäftigen wir uns hier auch mit dem Lebensbild von Emma Wilmersdörfer und versuchen, das Gehörte in Kleingruppen und mit kreativen Methoden umzusetzen.
Für Schulklassen und interessierte Gruppen bieten wir verschiedene Arten der Auseinandersetzung an. Zum einen besteht die Möglichkeit im Rahmen von zwei Unterrichtsstunden mit einer Klasse zum Thema NS-„Euthanasie“ zu arbeiten und erste Informationen und Zugänge zu dem Thema zu schaffen.